Montag, 27. Mai 2013

Mehr Gold als Silber vorhanden?


Wenn die Zahlen stimmen (und sie sind durchaus plausibel), gibt es mehr Gold als Silber. Dieser erstaunliche Sachverhalt offenbart sich jedenfalls, wenn man vergleicht, welche Mengen der beiden Edelmetalle insgesamt zur Verfügung stehen. Nach aktuellen Zahlen (Ende 2012) sind es 174.100 Tonnen Gold gegenüber 171.167 Tonnen Silber.

Obwohl deutlich mehr Silber als Gold gewonnen wird – 2012 lag die Minenproduktion von Silber fast beim Neunfachen der Goldförderung – ist der weltweite Silberbestand kleiner als der Goldbestand. Grund ist der hohe industrielle Verbrauch von Silber.

Wie viel Silber wurde bislang von der Menschheit gefördert? Dies beantwortet die folgende Tabelle. Selbstverständlich kann es für die Zeit bis ins 20. Jahrhundert nur Schätzungen geben, die mit größeren Unsicherheiten behaftet sind, aber beim Gold verhält sich das nicht anders.

Gesamte Silberförderung der Menschheit
Epoche
Zeitraum
Förderung in Tonnen
Kupferzeit
3000 bis 2101 v. Chr.
4.200
Bronzezeit
2100 bis 1201 v. Chr.
5.600
Eisenzeit
1200 bis 51 v. Chr.
26.850
Im alten Rom
50 v. Chr. bis 500
12.800
Mittelalter
501 bis 1492
205.000
Entdeckung Neue Welt
1493 bis 1800
175.000
19. Jahrhundert
1801 bis 1900
159.550
20. Jahrhundert
1901 bis 2000
871.570
21. Jahrhundert
2001
18.855

2002
18.491

2003
18.575

2004
19.800

2005
19.800

2006
19.940

2007
20.712

2008
21.262

2009
22.273

2010
23.371

2011
23.545

2012
24.478
Gesamtmenge

1.711.672
Davon noch vorhanden

171.167
Quelle: Silbernews.com – Angaben ab 2001: The Silver Institute

Ein Würfel der Gesamtmenge reinen Silbers hätte ein Volumen von fast 163.172 Kubikmetern und eine Kantenlänge von 54,64 Metern.

Trotz Europa-zentristischer Epochenbezeichnungen wie "Im alten Rom" oder "Entdeckung Neue Welt" soll in der Übersicht ausdrücklich die "gesamte Silberförderung der Menschheit" erfasst sein, also auch die im "alten" Amerika, in Asien und Afrika.

Jedoch sind nur etwa zehn Prozent der jemals geförderten Silbermenge noch verfügbar.

Neunzig Prozent wurden also verbraucht und vernichtet – so wie es heute geschieht, wenn Silber für analoge Fotografie, antibakterielle Ausstattung von Bekleidung, Holzschutzmittel, RFID-Tags, Mobiltelefone und viele weitere Produkte (mehr dazu im Edelmetall-Buch) verarbeitet und am Ende entsorgt wird. Kein Wunder, dass viele Mülldeponien heute einen höheren Silbergehalt aufweisen als Silberminen. Dort ist das Edelmetall zum Teil gelandet und man macht sich inzwischen Gedanken, ob es sich womöglich zurückgewinnen lässt (Stichwort "Urban Mining"). Doch solange es in den Abfallbergen schlummert, ist es verloren.

Und so war Ende 2012 die verfügbare Silbermenge geringer als die laut World Gold Council gesamte vorhandene Goldmenge von zirka 174.100 Tonnen (Gold Investor, Vol. 2, April 2013, S. 34).