Den weitaus größten Teil des gehandelten Silbers gibt es gar
nicht. Es existiert nur als Terminkontrakt oder ähnlich auf Papier oder in
Computersystemen. 2014 wurde allein an der New Yorker COMEX mehr als 60 Mal
soviel Silber gehandelt, wie im gesamten Jahr an physischem Silber auf dem Weltmarkt
produziert wurde. Diese gewaltigen Handelsvolumina an imaginärem Silber
bestimmen den Preis des Edelmetalls ungeachtet der Knappheit physischen
Silbers.
So ist es möglich, dass der Preis als Knappheitsindikator
versagt. Wenn reales Silber kaum zu kriegen ist, müsste sein Preis gewaltig
ansteigen. Tatsächlich kann er aber auf niedrigem Niveau verharren, weil aus
dem Nichts erzeugte Terminkontrakte ein riesiges Angebot vorgaukeln. Der Preis
wird künstlich nach unten gedrückt.
Eine ähnliche Situation scheint zur Zeit vorzuliegen. Die
Nachfrage nach echtem Silber, insbesondere nach Münzen, ist enorm hoch. Wie das
Silver Institute vermeldet, sind gegenwärtig Engpässe bei der Versorgung mit Silbermünzen zu
beobachten. Die staatlichen Münzprägeanstalten in den USA, in Kanada,
Australien, Österreich und Großbritannien – allesamt Hersteller beliebter
Anlagemünzen – haben ihre Lieferungen rationiert. Auch Barren unter 100 Unzen sind davon betroffen. Käufer müssen teilweise drei
bis vier Wochen auf Münzen warten, die normalerweise jederzeit verfügbar sind.
Einen solchen Vorgang hat es – außer gelegentlich bei der U.S. Mint – in
jüngerer Vergangenheit nicht gegeben.