"Silber hat extremes Aufholpotenzial", berichtet
Goldreporter.de am heutigen 10. Oktober 2014. Und weiter: "Silber ist gegenüber Gold so
stark unterbewertet, wie seit dem Jahr 2010 nicht mehr. Für eine Unze Gold muss
man derzeit knapp 71 Unzen Silber hinlegen." Die Gold-Silber-Ratio liegt
also bei 71.
Nun bin ich zwar auch der Ansicht, dass Silber unterbewertet
ist. Aber die Gold-Silber-Ratio halte ich für ein schwaches Argument. Im
Edelmetall-Buch beschäftige ich mich ausführlich mit dem Thema und komme zu
folgendem Ergebnis (S. 158 f):
Früher "wurden Silber und Gold früher zum großen Teil
für ähnliche Zwecke benutzt (Kurantgeld, Schmuck, Prunk, Wertanlage), was ein
relativ festes Verhältnis der Preise begünstigte. Heute jedoch driften die
Anwendungsgebiete von Gold und Silber immer weiter auseinander. Denn beim
Silber gibt es einen stark steigenden Industriebedarf im Bereich der
Zukunftstechnologien, während Gold hauptsächlich für Schmuck und Geldanlage
(Barren und Münzen) nachgefragt wird.
In der Praxis regeln Angebot und Nachfrage (und leider auch
Manipulationen) die Preise. Bei den jeweils eigenen Rollen, die Gold und Silber
in ihren spezifischen Marktsegmenten spielen, können sich ihre Preise daher
eigenständig und in verschiedene Richtungen bewegen. Und somit haben wir kaum
einen triftigen Grund, warum sie miteinander verknüpft sein und auch noch in
einem festen Verhältnis zueinander stehen sollten.
Fazit: Eine 'natürliche' Gold-Silber-Ratio gibt es nicht.
Spezielle Rahmenbedingungen sorgten bis vor etwa 150 Jahren für ein relativ
konstantes Preisverhältnis, aber die Rahmenbedingungen haben sich geändert und
die alten Verhältnisse werden wohl nicht wiederkommen."