Dienstag, 25. Juni 2013

Berechnung der Kosten der Goldförderung


Produktionskosten der Goldminen variieren erheblich – unter den weltgrößten Minengesellschaften beispielsweise von 525 U.S.-Dollar pro Feinunze Gold im Jahr 2012 bei Yamana Gold bis zu 1.085 Dollar bei Harmony Gold (siehe hier).

Tatsächlich sind die Kosten der Goldförderung nicht so leicht vergleichbar und überdies deutlich höher, als von den meisten Produzenten angegeben. Sie werden von den Unternehmen gerne klein gerechnet, um für Investoren attraktiv zu sein.

Doch wenn bei hohen Goldpreisen die Gewinne aufgrund versteckter Kosten weit hinter den Erwartungen zurück bleiben, bemerken aufmerksame Anleger den Trick. Und wenn Minengesellschaften viel zu niedrige Produktionskosten nennen – wer soll ihnen glauben, dass sie einen sehr viel höheren Goldpreis (zurzeit ist meist von 1.500 bis 1.600 Dollar pro Feinunze die Rede) benötigen, um kostendeckend arbeiten zu können?

Verbindliche Standards für die Berechnung der Kosten gibt es nicht. Die in Geschäftsberichten meist genannten "total cash costs" enthalten oft keine Gemein- und Verwaltungskosten, Explorationsausgaben, Lizenzgebühren, Steuern und weitere. Obendrein wird unterschieden zwischen "by-product"- und "co-product"-Basis, was die Angelegenheit noch undurchsichtiger macht.

Bei den Kosten auf "co-product"-Basis handelt es sich um Produktionskosten mit den genannten Einschränkungen, welche dem jeweiligen Produkt – in diesem Fall dem Gold – zugeordnet werden. In Goldminen fallen jedoch häufig Beiprodukte wie Silber, Kupfer und andere Metalle an. Bei den Kosten auf "by-product"-Basis werden Gewinne aus dem Verkauf der Beiprodukte von den Kosten der Goldförderung abgezogen und senken diese rein rechnerisch.

Nun ist Goldcorp, der weltweit sechstgrößte Goldproduzent, dazu übergegangen, seine kompletten Kosten als "all-in (sustaining) cash costs of production" auszuweisen. Im Geschäftsbericht 2012 finden sich die nach verschiedenen Methoden errechneten Produktionskosten und es zeigt sich, dass sie gewaltig auseinander klaffen:


Gold-Produktionskosten ("cash costs") nach Berechnungsmethode
Berechnungsmethode der "cash costs"
by-product
co-product
all-in
U.S.-Dollar pro Feinunze Gold (Goldcorp)
300
638
874
Quelle: Goldcorp – Annual Report 2012, S. 11 + 32


Diese Zahlen sprechen für sich. Nach eigenen Angaben hat Goldcorp – verglichen mit seinen Konkurrenten – dennoch die niedrigsten Produktionskosten ("the lowest all-in sustaining costs among our peers"). Wie sich die "all-in cash costs" von 874 U.S.-Dollar pro Feinunze Gold aufschlüsseln, verrät folgende Übersicht:


Zusammensetzung der "all-in cash costs" bei Goldcorp
$ 874
all-in
cash costs
(gesamte Förder-
kosten)
pro
Feinunze
Gold
$ 106 general & administrative costs (Gemein- & Verwaltungskosten)
$ 23 exploration costs (Explorationskosten)
$ 7 other (Sonstige)
$ 300 operating costs
(Betriebskosten)
9 % maintenance (Instandhaltung)
16 % consumables (Hilfsstoffe)
17 % energy (Energie)
38 % labour (Lohnkosten)
20 % other (Sonstige)
$ 439 sustaining capital expenditures (Anlagekosten, Investitionen)
Quelle: Goldcorp – Annual Report 2012, S. 11


Wir müssen also genau hinschauen, von welcher Art Produktionskosten im Einzelfall die Rede ist. Und Minengesellschaften tun sich gewiss keinen Gefallen, wenn sie mit geschönten Zahlen arbeiten und potenzielle Anleger über die wirklichen Kosten im Ungewissen lassen. Daher ist ein Maß wie die "all-in cash costs" vermutlich eine gute Idee.

Dienstag, 18. Juni 2013

Höhere Mehrwertsteuer für Silbermünzen ab 2014


Seit langem schon geistern Gerüchte durch die Medien, nach denen Silbermünzen vom ermäßigten Mehrwertsteuersatz "befreit" werden sollen (siehe auch das Edelmetall-Buch, S. 159). Nun ist es so gut wie beschlossen. Ab 2014 werden nicht mehr 7 Prozent, sondern volle 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Eine entsprechende Beschlussempfehlung ging am 5. Juni 2013 vom Vermittlungsausschuss an den Deutschen Bundestag.

Die Änderung ist im Amtshilferichtlinie-Umsetzungsgesetz (AmtshilfeRLUmsG – siehe Drucksache 17/13722 des Deutschen Bundestags, S. 44) geregelt. Sie bezieht sich auf Paragraph 12, Absatz 2 Umsatzsteuergesetz (UStG). Dieser verweist auf die in Anlage 2 bezeichneten Gegenstände, welche dem ermäßigten Steuersatz unterliegen. Silbermünzen finden sich unter Nummer 54 c) unter der Bezeichnung "Sammlungsstücke von münzkundlichem Wert". Die Änderung nimmt nun die in "den Nummern 53 und 54 bezeichneten Gegenstände" (Kunstgegenstände und Sammlungsstücke) vom ermäßigten Umsatzsteuersatz aus.

Samstag, 15. Juni 2013

Kosten der Goldgewinnung 2011 und 2012


Die Kosten der Goldgewinnung sind hoch und in den letzten Jahren weiter in die Höhe geschnellt. Zwischen 2007 und 2012 sind sie beispielsweise bei Barrick Gold von 345 auf 583, bei AngloGold Ashanti von 357 auf 862 und bei Gold Fields von 423 auf 894 Dollar pro Feinunze angeschwollen. Als Gründe gelten unter anderem steigende Lohn-, Energie- und Maschinenkosten, schärfere Umweltschutzauflagen sowie sinkende Goldgehalte.

Die Produktionskosten der zwölf größten Goldminengesellschaften – in den Geschäftsberichten werden sie unter Bezeichnungen wie "total cash costs" oder "total production costs" geführt – sind der folgenden Tabelle zu entnehmen (allerdings wird mit uneinheitlichen Berechnungsverfahren gearbeitet, die meist nicht sämtliche Kosten erfassen – mehr dazu hier).

Kosten der Goldförderung 2011 und 2012 in U.S.-Dollar pro Feinunze
Rang
Unternehmen
Land (Hauptsitz)
Kosten 2011
Kosten 2012
1
Barrick Gold
Kanada
460
584
2
Newmont Mining
USA
752
854
3
AngloGold Ashanti
Südafrika
728
862
4
Gold Fields
Südafrika
795
894
5
Kinross Gold
Kanada
592
706
6
Goldcorp
Kanada
534
638
7
Newcrest Mining*
Australien
692
839
8
Polyus Gold
Russland
645
694
9
Harmony Gold
Südafrika
1.009
1.085
10
Agnico-Eagle Mines
Kanada
580
640
11
Yamana Gold
Kanada
463
525
* = Australian Dollar
Quellen: Geschäftsberichte (Annual Reports) 2012

Weitere Informationen zu den Unternehmen finden sich im Edelmetall-Buch. Würde der Goldpreis unter die Produktionskosten fallen, könnten die betroffenen Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich arbeiten und müssten ihre Produktion über kurz oder lang einstellen. Dies hätte eine Verringerung der Fördermenge und möglicherweise wieder steigende Preise zur Folge (mehr zur Entwicklung der Rohstoffpreise hier). Die Gesamtmenge an Gold würde jedoch nicht abnehmen – sie würde lediglich langsamer anwachsen.

Nachtrag vom 26. Juni 2013

Am 24. Juni 2013 meldete Goldreporter.de, dass ein Minenbetreiber in Mexiko erstmals die Aussetzung der Gold und Silberförderung bekanntgegeben hat. "Der Förderstopp wird im Wesentlichen mit den schwachen Edelmetallkursen begründet. Sinngemäß heißt es, man habe den Betrieb in Velardena eingestellt, um die Vermögenswerte zu erhalten, bis die Preise für Gold und Silber wieder eine substanzielle Gewinne-Marge in Aussicht stellten."

Lesenswert sind übrigens auch die Kommentare zum besagten Artikel.

Freitag, 7. Juni 2013

Giftige Goldgewinnung


Die industrielle Goldgewinnung nutzt häufig das Verfahren der Zyanidlaugung. "Zum Einsatz kommt Natriumzyanid-Lösung. Natriumzyanid ist das Natriumsalz der Blausäure.

Bei der Zyanidlaugung wird das goldhaltige Gestein fein gemahlen. Mit Natriumzyanid wird darin befindliches Gold aufgelöst. Es ist nun in der hochgiftigen Sickerlauge gelöst, wird mit Zinkstaub ausgefällt, durch Reduktion zu Rohgold und durch Raffination zu marktreifem Feingold extrahiert.

Die Zyanidlaugung arbeitet mit großen Mengen hochgiftiger Substanzen, die zum Teil unkontrolliert in die Umwelt entweichen. Blausäure wird von der Luft aufgenommen. Zyanidhaltige Stäube von den gewaltigen Abraumhalden werden vom Wind verfrachtet.

Außerdem werden zyanidhaltige Laugen in riesigen Rückhaltebecken aufgestaut, bei denen es gelegentlich zu Dammbrüchen kommt wie am 30. Januar 2000 im rumänischen Baia Mare. Vermutlich mehr als 300.000 Tonnen Abwässer mit 100 Tonnen Zyanid ergossen sich in Theiß und Donau und löschten über hunderte von Kilometern alles Leben in den Flüssen aus. Ähnliche Unfälle gab es schon häufiger, beispielsweise 1978 in Japan (nach einem Erdbeben) und in Zimbabwe (nach heftigen Regenfällen), 1990 und 1992 in Colorado in den USA, 1994 in Südafrika, 1995 in Guayana und auf den Philippinen und 2006 in China" (Das Edelmetall-Buch, S. 70).

Die Deutsche Welle berichtet über die verheerende "Umweltbilanz der Goldproduktion: Pro Jahr werden in einer durchschnittlichen Goldmine 250.000 Tonnen Erz zermahlen, auf einer Fläche von 1,5 Hektar aufgeschichtet, mit 125 Tonnen Zyanidlösung sowie mit 365.000 Kubikmetern Prozesswasser besprüht. Bei einem Durchschnittsertrag von drei Gramm Gold pro Tonne Erz macht das 750 Kilo Gold. Viele Vorkommen jedoch bringen pro Tonne Abraum nur ein Gramm Gold, verursachen bei der Gewinnung jedoch die gleichen Schäden. Dazu (…) kommen noch zigtausende Tonnen Schlämme mit teilweise hochgiftigen Schwermetallen wie Blei, Kadmium, Kupfer und Quecksilber sowie Arsen".

Ähnlich problematisch ist die Gewinnung der anderen Edelmetalle sowie ganz allgemein vieler Bodenschätze. "Bergbau ist mit teils brutalen Eingriffen in Natur und Umwelt verbunden. Tagebau und riesige Abraumhalden fressen Wälder, Ackerland und Ortschaften. Quecksilberdämpfe, saure Grubenwässer und gefährliche Chemikalien wie Zyanid in großen Rückhaltebecken vergiften Grundwasser, Gewässersysteme und ganze Landstriche. Menschen verlieren ihre Existenzgrundlage und ihr Zuhause, erkranken und sterben vorzeitig in Folge der extremen Arbeitsbelastung, der Schadstoffe und Stäube oder kommen bei Grubenunglücken ums Leben." Dass es auch alternative Ansätze gibt, zeigt das Edelmetall-Buch im Kapitel über "Öko-Gold" (S. 91 ff).

Allein bei der Goldgewinnung wurden bislang etwa 160 Milliarden Tonnen Minenschutt angehäuft, was einem Drittel des Gewichts der Alpen entspricht, heißt es auf der Website von United Commodity, einem Unternehmen aus der Schweiz, welches solche Abraumhalden recycelt und teilweise dekontaminiert. Und weiter: "Weltweit werden jährlich über 180.000 Tonnen Zyanid zur Goldgewinnung eingesetzt. Eine reiskorngroße Menge des Giftes reicht aus, um einen erwachsenen Menschen zu töten. Die verseuchten Minenabräume finden sich weltweit, überall, wo Gold gefördert wird. Das Gestein wird auf Halden gelagert, in Becken aufbewahrt oder einfach in Gewässer gekippt."

United Commodity arbeitet vor allem älteren Minenschutt (Tailings) auf, der nennenswerte Rückstände von Edelmetallen aufweist. Wenn beispielsweise das Gestein ursprünglich acht bis zehn Gramm Gold pro Tonne Gestein enthielt, können im Abraum noch ein bis drei Gramm Gold pro Tonne stecken.

Im Lichte des am 6. Juni 2013 vorgestellten 33. Berichts an den Club of Rome "Der geplünderte Planet" von Ugo Bardi gewinnen Verfahren des Minenschutt-Recyclings an Bedeutung. Zu den Erkenntnissen des Berichts gehört: "Metalle wie Kupfer, Zink, Nickel, Gold, Silber u. a. könnten ihr Fördermaximum in weniger als 20 Jahren erreichen. Einige mineralische Rohstoffe sind aufgrund ihrer industriellen Verwendung besonders kritisch: Es gibt keinen Ersatz für Platinmetalle in Fahrzeugkatalysatoren, Seltene Erden werden für Magnete benötigt und Gallium, Germanium und Indium sind unerlässlich für die Elektroindustrie. Die Vorräte dieser Rohstoffe könnten in naher Zukunft knapp werden."

Auch diesen Aspekten widmet sich ausführlich das Edelmetall-Buch in einem Kapitel über die Rohstoff-Situation (S. 34–57).