Freitag, 26. April 2013

Steigende Rohstoffpreise?


Im Edelmetall-Buch beschäftige ich mich in einem eigenen Kapitel ausführlich mit der globalen Rohstoffsituation. Gemeint sind zwar in erster Linie Bodenschätze wie Edelmetalle. Näher betrachtet werden außerdem Seltenerdmetalle (Seltene Erden) sowie die Technologiemetalle Gallium, Indium, Germanium und Rhenium. Doch die Ausführungen lassen sich durchaus verallgemeinern.

Rohstoffe sind bekanntlich erheblichen Preisschwankungen unterworfen. Deren Ursachen habe ich dargestellt und diskutiert und zusammenfassend die folgende Übersicht entwickelt:

Gründe für STEIGENDE Rohstoffpreise
Gründe für FALLENDE Rohstoffpreise
·       Wirtschaftswachstum
·       Krise, Rezession
·       Steigende Nachfrage durch wachsenden Wohlstand und Konsum (BRIC-Staaten usw.)
·       Sinkende Nachfrage (z. B. durch die Entwicklung alternativer oder besserer Produkte, Materialien oder Verfahren)
·       Steigende Nachfrage durch globales Bevölkerungswachstum
·       Verzicht auf Konsum (Suffizienz)
·       Erschöpfen bekannter Rohstoffvorkommen
·       Entdeckung neuer Rohstoffvorkommen
·       Sinkende Explorationsanstrengungen und Investitionen
·       Steigende Explorationsanstrengungen und Investitionen
·       Sinkende Rohstoffgehalte im Gestein
·       Bessere Gewinnungsverfahren
·       Vorkommen immer schlechter zugänglich (gut erreichbare Lagerstätten wurden zuerst ausgebeutet)
·        
·       Steigende Erschließungskosten
·       Bessere Erschließungsverfahren
·       Steigende Kapitalkosten
·       Sinkende Kapitalkosten
·       Steigende Produktionskosten (Energie, Löhne, Maschinen, Transport usw.)
·       Effizienzsteigerungen (Verfahren, Arbeitsorganisation usw.)
·       Behinderungen des freien Handels, Ausnutzung von Monopolmacht, Lieferrisiken, Länderkonzentration, Firmenkonzentration
·       Verzicht kritischer Staaten (wie China) auf Handelsrestriktionen, Ausfuhrbeschränkungen, monopolistische Preisbildung usw.
·       Gefährdung von Minen und Projekten durch Enteignungen, Unruhen, Bürgerkriege usw.
·       Befriedung von Konflikten
·       Spekulationen und Manipulationen am Rohstoffmarkt
·       Spekulationen und Manipulationen am Rohstoffmarkt

Zwischenfazit: "Daher wird es immer ein gewisses Auf und Ab am Markt geben. Kurz- und mittelfristig können Preise sich in beide Richtungen bewegen. Langfristig wird es jedoch schwierig werden, erschöpfte Rohstoffvorkommen, sinkende Rohstoffgehalte, steigende Erschließungskosten und dergleichen zu kompensieren. Langfristig dürften die Preise daher anziehen.

Vielleicht lassen die bisherigen Ausführungen sogar folgende These zu: Die Rohstoffpreise steigen in jedem Fall. Entweder akzeptieren die Weltmärkte die zunehmenden Produktionskosten und zahlen die notwendigen höheren Preise, damit Minen wirtschaftlich fördern können. Oder die Weltmärkte akzeptieren die steigenden Produktionskosten nicht, aber dann geht die Förderung zurück und die Preise steigen trotzdem, weil die Rohstoffe knapper werden" (Das Edelmetall-Buch, S. 52 f).

Donnerstag, 25. April 2013

Silber: Angebot und Nachfrage 2011 und 2012


Soeben hat das Silver Institute die neuesten Zahlen über Angebot und Nachfrage auf dem Silbermarkt bekannt gegeben. Frühere Informationen (im November veröffentlichte Schätzungen) wurden damit aktualisiert.

Erfahrungsgemäß ist damit zu rechnen, dass die Angaben in den nächsten Jahren noch korrigiert werden.

Weitere Analysen finden Sie im Edelmetall-Buch.

Silberangebot in Tonnen
2011
2012
Minenproduktion
23.545
24.478
Zentralbankverkäufe
373
230
Recycling
8.028
7.897
Produzenten-Hedging
379
0
Gesamt
32.329
32.606
Eigene Umrechnung von Unzen in Tonnen
Silbernachfrage in Tonnen
2011
2012
Industrieproduktion
15.172
14.491
Fotografie
2.056
1.798
Schmuckindustrie
5.801
5.773
Tafelsilber
1.502
1.397
Münzen und Medaillen
3.680
2.883
Produzenten-Dehedging
0
1.291
Netto-Investment (Sonstiges)
4.115
4.977
Gesamt
32.329
32.606
Spätere Korrekturen der Angaben sind möglich.
Quelle: The Silver Institute (www.silverinstitute.org)

Dienstag, 16. April 2013

COMEX erhöht Margen bei fallenden Preisen


Zum heutigen 16. April 2013 hat die COMEX (CME Group) ihre Margenanforderungen für Edelmetall-Futures mal wieder angehoben (alle Angaben in U.S.-Dollar je Terminkontrakt). Vorher sind die Margen seit Februar 2012 in mehreren Schritten gesenkt worden (siehe auch Das Edelmetall-Buch, S. 151 ff).


alt
alt
neu
neu

initial
maintenance
initial
maintenance
Gold
5.940
5.400
7.040
6.400
Silber
10.450
9.500
12.375
11.250
Platin
2.585
2.350
3.080
2.800
Palladium
3.850
3.500
4.400
4.000

Was sind Edelmetalle?


Edelmetalle zeichnen sich im Vergleich zu anderen Metallen durch eine besondere Korrosionsbeständigkeit aus. Bei alltäglichen Umgebungsbedingungen oxidieren sie nicht oder kaum.

Zu den klassischen Edelmetallen gehören neben Gold, Silber, Platin und Palladium auch Ruthenium, Rhodium, Osmium, Iridium und Quecksilber. Daneben gibt es die Halbedelmetalle Kupfer, Technetium, Rhenium, Antimon, Bismut und Polonium.

Quecksilber als Edelmetall mag überraschen, weil es bei gewöhnlichen Temperaturen flüssig ist und erst unterhalb seines Schmelzpunkts von ‑38,89 °C erstarrt. Ausschlaggebend ist hier jedoch nicht der Aggregatzustand (fest, flüssig oder gasförmig), sondern das Normalpotential gegenüber der Wasserstoffelektrode. Für Chemiker drückt dieser Wert aus, ob ein Metall von verdünnten Säuren angegriffen wird. Bei einem positiven Wert ist dies nicht der Fall. Korrosions- und Säurebeständigkeit machen ja gerade das "Edle" der Edelmetalle aus.

Alle Edelmetalle und Halbedelmetalle haben positive Werte, sind also weitgehend resistent gegen Säuren. Gold hat das höchste Normalpotential, noch vor Platin, Iridium, Palladium, Osmium, Silber, Quecksilber, Polonium, Rhodium und Ruthenium. Dann folgen Kupfer und die anderen Halbedelmetalle. Die Grenze zwischen Edel- und Halbedelmetallen wird etwas willkürlich und auch nicht einheitlich zwischen Ruthenium und Kupfer gezogen. Polonium zählt vermutlich wegen seiner Radioaktivität nicht zu den klassischen Edelmetallen.

Aufgrund theoretischer Überlegungen zählen ferner die instabilen radioaktiven Elemente Bohrium, Hassium, Meitnerium, Darmstadtium, Roentgenium und Copernicium zu den Edelmetallen. Wegen ihrer Kurzlebigkeit sind sie freilich ohne praktische Bedeutung und nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Den Beweis für ihre Korrosionsbeständigkeit bleiben sie ohnehin schuldig, weil sie schneller zerfallen, als sie korrodieren können.

Die folgende Übersicht listet die Metalle in jeder Spalte nach ihren Ordnungszahlen:

Klassische Edelmetalle
Halbedelmetalle
Theoretische Edelmetalle
Ruthenium
Kupfer
Bohrium
Rhodium
Technetium
Hassium
Palladium
Antimon
Meitnerium
Silber
Rhenium
Darmstadtium
Osmium
Bismut
Roentgenium
Iridium
Polonium
Copernicium
Platin


Gold


Quecksilber



Geschickt wischt das schweizerische Bundesgesetz über die Kontrolle des Verkehrs mit Edelmetallen und Edelmetallwaren (Edelmetallkontrollgesetz, EMKG) alle chemischen und physikalischen Zuordnungsprobleme beiseite. In Artikel 1 findet sich die Formulierung "Edelmetalle im Sinne dieses Gesetzes sind Gold, Silber, Platin und Palladium."

Mehr dazu können Sie im Edelmetall-Buch nachlesen. 

Freitag, 12. April 2013

Rhodium: Angebot und Nachfrage 2010 bis 2012


Die Gesamtnachfrage beim Rhodium bewegte sich 2012 deutlich oberhalb der Größenordnung der Vorjahre (im Depressionsjahr 2009 war sie gar auf 22.270 Kilogramm gefallen). Auch bei diesem Platinmetall wurde 2012 auf Lagerbestände zurückgegriffen, von denen nach Jahren der Überproduktion genügend vorhanden sein müssen.

Der kräftige Anstieg in der Kategorie "Sonstige" erklärt sich vor allem durch ein wachsendes Interesse von Investmentfirmen, die Rhodium beispielsweise für physisch hinterlegte Fonds (wie den db Physical Rhodium ETC der Deutschen Bank) erwerben. Rhodium scheint verstärkt in das Blickfeld von Anlegern zu geraten. Kein Wunder also, dass es seit Februar 2013 auch Rhodiumbarren gibt.

Nach seinem Allzeithoch von 10.100 U.S.-Dollar am 19. Juni 2008 (mehr dazu im Edelmetall-Buch, S. 198 f) lag der Rhodiumpreis 2012 bei durchschnittlich 1.276 Dollar.

Aktualisierte Zahlen finden Sie hier.

Rhodiumangebot in Kilogramm
2010
2011
2012*
Minenproduktion
22.830
23.794
21.866
Recycling
7.496
8.709
7.060
Gesamt
30.326
32.503
28.926
Eigene Umrechnung von Unzen in Kilogramm – * = erwartet
Rhodiumnachfrage in Kilogramm
2010
2011
2012*
Chemische Industrie
2.084
2.239
2.613
Elektroindustrie
124
156
187
Fahrzeugkatalysatoren
22.612
22.146
24.199
Glasindustrie
2.115
2.426
1.151
Sonstige
653
1.213
2.115
Gesamt
27.589
28.180
30.264
Lagerbestände (Puffer)
2.737
4.323
-1.337
Spätere Korrekturen der Angaben sind möglich.
Quelle: Johnson Matthey (www.platinum.matthey.com)

Donnerstag, 11. April 2013

Palladium: Angebot und Nachfrage 2010 bis 2012


Angebot und Nachfrage auf dem Palladiummarkt von 2010 bis 2012 zeigt die folgende Tabelle. Die wie beim Platin aufgetretenen Lieferengpässe (mehr dazu im Edelmetall-Buch, S. 180) erzwangen 2012 einen Abbau vorhandener Lagerbestände.

Aktualisierte Zahlen finden Sie hier.

Palladiumangebot in Kilogramm
2010
2011
2012*
Minenproduktion
228.766
228.922
204.350
Recycling
57.541
72.938
69.672
Gesamt
286.308
301.859
274.022
Eigene Umrechnung von Unzen in Kilogramm – * = erwartet
Palladiumnachfrage in Kilogramm
2010
2011
2012*
Chemische Industrie
11.508
13.841
16.485
Elektroindustrie
43.856
42.923
37.635
Fahrzeugkatalysatoren
173.557
187.554
201.551
Schmuckindustrie
18.507
15.707
13.997
Zahnmedizin
18.507
17.107
16.796
Sonstige
2.799
3.266
4.043
Investment
34.058
-17.573
11.975
Gesamt
302.792
262.824
302.481
Lagerbestände (Puffer)
-16.485
39.035
-28.460
Spätere Korrekturen der Angaben sind möglich.
Quelle: Johnson Matthey (www.platinum.matthey.com)